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WBZ

Dienstag, 07 Januar 2014

Der vergessene Zeitzeuge? - eine neue Publikation des WBZ

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Der vergessene Zeitzeuge?

Kurz vor Weihnachten kam das Band mit Materialien und Studien zur Person Józef Mackiewicz' (1902 – 1985) – eines vergessenen Exilschriftstellers und überzeugten Gegners des Kommunismus – in den Buchhandel. Der von Marek Zybura sowie dem Verfasser dieses Textes herausgegebene Sammelband besteht aus Texten polnischer und deutscher Autoren, die auf die Biographie Mackiewicz', sein literarisches Schaffen, wie auch dessen Aufnahme in Deutschland näher eingehen.


Klaus Peter Friedrich beschreibt die Einstellung der polnischen Historiografie gegenüber dem Protagonisten hinsichtlich der Kategorien des „Widerstands" und der „Kollaboration". Izabela Surynt setzt sich mit den Reportagen Mackiewicz' und dem damit entworfenen Bild des Ostens im Kontext der Postcolonial Studies. Alfred Gall behandelt das gespannte Verhältnis zwischen Individuum und Gesellschaft in „Der Fall Colonel Myasoyedov". Hans-Christian Trepte analysiert die Ablehnung des Kommunismus am Beispiel Mackiewicz' „Kontra". Maciej Urbanowski stellt vergleichend die Biografien von Józef Mackiewicz und Jan Emil Skiwski dar. Marek Zybura wiederum dokumentiert in seinem Text, wie Mackiewicz' seine ganzes Leben lang für die Wahrheit über das Massaker von Katyń in Deutschland einsetzte. Andreas Lawaty widmet sein Studium Mackiewicz und dem Polenhistoriker und Übersetzer der Werke Mackiewicz', Gothold Rhode (1916-1990) und untersucht die Aufnahme des „Kontra"-Autors in Deutschland. Der Sammelband Band schließt das Studium von Krzysztof Ruchniewicz ab, das sich der Konferenz von Jalta und der Langzeitwirkung ihrer Beschlüsse auf die Ostmitteleuropa der Nachkriegszeit widmet. Der Band ergänzen die Materialien des Polnischen Museums in Rapperswil, die der deutschen Aufnahme des literarischen Schaffens Józef Mackiewicz' in den Jahren 1949-2012 gewidmet und von Anna Buchmann und Anna Piotrkowska bearbeitet worden sind. Es ist die erste so umfassende bibliographische Quellensammlung, die sowohl die polnische, als auch die deutsche Rezeption des Schaffens Mackiewicz' dokumentiert. Darüber hinaus wurden dem Band die ausgewählten Pressebeiträge zu Mackiewicz und Titelseiten seiner deutschen Bücher beigelegt. 


Die Veröffentlichung erschien im Rahmen des langjährigen Projekts des WBZ der Universität Wrocław „Visionen Europas", dessen Aufmerksamkeit denjenigen Persönlichkeiten aus dem 19. und 20. Jahrhundert gilt, die einen wesentlichen Einfluss auf die Betrachtungsweise Europas ausgeübt hatten, die Ursachen und Folgen dessen Spaltung analysierten, sowie nach neuen Zukunftsperspektiven suchten. Man widmete Józef Mackiewicz eine internationale Tagung, die im April 2010 in Wrocław/Breslau stattgefunden hatte. Sie versammelte Experten und Übersetzer aus 7 Ländern, die mit seinem literarischen Schaffen vertraut sind und die neusten Forschungsergebnisse dargestellt haben. Dank dessen konnte ein umfassender Band „Zwischen (Sowjet-)Russland und Deutschland. Geschichte und Politik im Schaffen von Jozef Mackiewicz (1902-1985)" veröffentlicht werden – erste Publikation dieser Art im Ausland. Der besprochene Band wurde auch zur Grundlage polnischer Edition, die die Person und das Schaffen Mackiewicz's dem polnischen Leser näher zu bringen.


Da Mackiewicz den Großteil seines Lebens im Exil in der BRD verbracht hat, kann das Studium seines Schaffens aus dieser Zeit ein großes Interesse in Polen erwecken. Es existieren nach wie vor viele Falschdarstellungen der Person Mackiewicz', die Resultate der Wiederholung von vielen Halbwahrheiten und Legenden. Man verzichtete in diesem Band auf einen biographischen Text über Mackiewicz, da die Biographie dem polnischen Leser allgemein zugänglich ist. Den Redakteuren des Bands Marek Zybura sowie dem Verfasser dieses Textes lag grundsätzlich daran, den Band um die Texte der deutschen Autoren zu bereichern. Deren Ergebnisse erlauben ersten die Einsicht in den neuesten Forschungsstand, zweitens die Antwort auf die Frage, warum und inwiefern Mackiewicz für nichtpolnische Forscher interessant sein kann.
Krzysztof Ruchniewicz

 
Józef Mackiewicz (1902-1985). Świadek „krótkiego stulecia“. Studia i materiały pod red. Krzysztofa Ruchniewicza i Marka Zybury, Łomianki: LTW 2013, ss. 253.
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